“From antiquity, I am arguing that humans, the ingenious makers, have posed to themselves the question of their identity by making ‘doubles’” [Mazlish s32)


Automata

Lange vor den Diskussionen des 17.Jhdt. entstanden die ersten Automaten. Sie schienen eine Verbindung philosophischer Theorie und mechanischer Praxis zu sein, das Abbild bzw. die Interpretation des Menschen von sich selbst, einer Mischung aus Geist und Mechanik. Bis heute geistert die Idee vom menschlichen Automaten durch Sagen und Mythen (Prometheus, Ikarus, Talus,...).

Der Gelehrte des 17.Jhdt. entwickelte sich bezeichnenderweise aus dem ‘Magus’ der Alchemie der Renaissance (Bsp.: Johannes Müller, ‘Regiomantanus’: Bau mechanischer Tiere), der selbst wiederum in der Lehre der hermetischen Schriften, des renaissantischen Neo-Platonismus seinen Ursprung hatte (vgl. Frances Yates, The Hermetic Tradition in Renaissance Science, in Art, Science and History in the Renaissance, C.S.Singleton (Hg.), Baltimore 1967, S.258,255). [In den hermetischen Schriften gibt Gott den Menschen nicht nur die Macht, über die Tiere zu herrschen, sondern auch, künstliche Objekte zu schaffen und zu animieren.] Die alte Faszination der Automaten, einer Mischung von Magie und Mechanik tauchtin der mittelalterlichen Alchemie wieder auf.

Die eigentliche Problematisierung der Rolle des Menschen - ob Maschine oder Mechaniker - fand erst 200 Jahre später, anhand ‘wissenschaftlicher’ Diskurse über Maschinen bekannter Automatenbauer, wie Jacques de Vaucanson und Pierre Jaquet-Droz statt. Hoffnungen und Wünsche standen dabei einer möglichen maschinellen Bedrohung, einer Infragestellung der menschlichen Identitädt und nicht zuletzt einem möglichen Verlust der Weltherrschaft gegenüber.



Beispiele aus der Literatur.


‘Frankenstein’ von Mary Shelley spricht alle grundlegenden Ängste des Menschen gegenüber Maschinen an: die Erhebung der Meschine über ihren Meister, die mögliche selbständige Reproduktion, die Erkenntnis, daß Mensch und Maschine durchaus auml;hnlich sind. Grundsätzlich wird darin auch die These der notwendigen Verbindung zwischen Mensch und Maschine für den weiteren Fortschritt formuliert:i Die Kreation wird gegen ihren Willen durch die Ablehnung ihre Schöpfers böse.

‘R.U.R.’ von Karel Capek. Capek, vielmehr seinem Bruder, wird nachgesagt, Urheber des Wortes ’Roboter’ zu sein, von dem tschechischen ‘robota’: Arbeit. ‘R.U.R.’ handelt von der industriellen Massenfertigung künstlicher, körperlich dem Menschen überlegener Arbeiter, die keine Gefühlsregungen zeigen und damit, weil sie keine Seele haben, keine Menschen sind (vgl. Descartes). Logischerweise können sie nicht im menschlichen Sinn ‘sterben’ (sich übrigens auch nicht fortpflanzen), weil ihnen als seelenlose Wesen das Bewußtsein des Todes (und sämtlicher Gefühle) fehlt; sie ‘nützen sich ab’ nach zwölf Jahren. Als ihnen von Produktionsreihe zu Produktionsreihe langsam menschliche Gefühle eingebaut werden, entsteht in ihnen das Bewußtsein ihrer Unterdrückung. Sie erheben sich und vernichten die Menschheit, können aber deren Platz nur übernehmen, weil ihnen der letzte menschliche Wissenschaftler, in einer Art Versuch die menschliche Rasse wenigstens als Abbild weiterleben zu lassen, sämtliche menschlichen Attribute, Gefühle wie Liebe, Zuneigung, zur Fortpflanzung `eingebaut` hat. Die Frage nach dem Verlust bleibt offen, nachdem der maschinelle Nachbau dem Menschen völlig gleicht.

‘I, robot’ von Isaac Asimov. In einer chronologischen Folge von Kurzgeschichten setzt sich Asimov mit der fiktiven Entwicklung von Robotern in einer zukünftigen Welt auseinander. Relativ weit am Anfang steht die Erkenntnis von Robotern als der letztlich besseren Rasse, weil nicht fehlerhaft wie der Mensch (falls nicht falsch programmiert), sondern logisch handelnde Ganzheiten. Trotzdem ist der Roboter nach wie vor ein Werkzeug, dem die Kreativität des Menschen fehlt. In einer schrittweisen Entwicklung erkennen die Maschinen ihre Überlegenheit, ihre Intelligenz hält sie aber davon ab, den menschlichen Stolz zu kränken und die Herrschaft offen zu übernehmen. Sie bestimmen unbemerkt im Hintergrund das weitere Schicksal der Menschen. Asimov beurteilt diese Entwicklung positiv; seiner Meinung nach beherrscht komplexe Maschinenlogik die Welt gerechter und auch für den Menschen besser als dieser selbst.




“What are variously called automata, or androids, or robots, are conceived by humans as originating either at the hands of gods (for example, the Delphic oracles), or by men using magic (for example, the automata or golems in the Hermetic tradition), or by men using science (for example, the clockwork nightingale, Frankenstein’s monster, and Capek’s and Asimov's robots). However created, whatever the material, they all pose the same compulsive question: how do they differ from humans, or, more simply, what is a human? This is the ‘uncanny’ feeling analyzed by Freud. So, too, they all arouse in us the same range of ambivalent reactions: the sense of a perfection and infallibility to which we aspire - the angel in us - and the sense of the destructive and degrading in us - the ape in us.” (Mazlish s58)