Fassade


“Man ist gegen die Bilder und die Sensationen, aber noch immer auf die Form konzentriert. Die Form der Architektur aber wird immer unwichtiger werden. Deren Aufgabe ist es, funktionale, der stetigen Anpassung an neue Erfordernisse fähige oder schnell zu konstruierende, billige, recycelbare Gehäuse zu schaffen. Auf deren Fassaden werden allenfalls andere Architekten - Medienarchitekten - nicht mehr an die gebaute Architektur gebundene, sondern über Bildschirme und Oberflächen huschende, sich permanent verändernde, ephemere Formen erzeugen.” (Rötzer, S25) (vgl. Herzog & de Meuron, besonders Griechisch-Orthodoxe Kirche in Zürich, Arch+ 129/130 Dez95, s48ff) Christos Reichtagsverhüllung verdeutlicht, was viele Berliner Repräsentationsbauten wirklich sind - nach außen gewendete Oberflächen, die als angeklebte Hüllen übrigbleiben und nicht einmal mehr Gebäudefunktion haben: ‘Stealth-Architektur’ (Martin Pawley), die sich der Identifizierung entzieht, eine Filmkulisse und Oberfläche, zu der die Innenstadt als Themenpark und Kulisse bereits geworden ist. Die Stadt wird ungewollt zur Simulation einer Umgebung / Lebens, das sich bereits in anderen Räumen einrichtet. Die Stadt wird zu einem Museum, einer analogen Stadt, die man auch anderswo (Berlin Disneyworld) errichten könnte. Vergleichbar damit sind Richard Rortys (vehementer Postmoderne-Befürworter) Aussagen, die Postmoderne verzichte darauf in die Tiefe zu dringen. Es gäbe nur Oberflächen und Masken und hinter ihnen statt der Realität die nächste Schicht. Deshalb sei es das Ziel die Oberflächen so interessant wie möglich zu machen, um die Lust am Schein zu kultivieren.